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15. März 2016

Sarah Kuttner-Lesung - 28. Februar 2016 - Zakk / Düsseldorf


"Ohne Wut wäre ich vielleicht ein schönerer Mensch,
aber vielleicht auch weniger Mensch."


Sarah Kuttner mochte ich schon als sie in den 2000er Jahren bei VIVA auftauchte. Eine immerzu plappernde und schlagfertige junge Frau, bisweilen eventuell ein wenig zu beherzt. Aber immer irgendwie gut und vor allem sehr unterhaltsam. Seit VIVA sind einige Jahre vergangen, in denen wir sie unter anderem in einigen TV-Formaten sehen konnten. "Ausflug mit Kuttner" zum Beispiel und "Bambule", was ich persönlich ziemlich fantastisch fand. Ihr jüngstes Projekt heisst "Kuttner plus Zwei" und zeigt Sarah Kuttner als Gastgeberin in einer Berliner Altbauwohnung, in der sie - augenscheinlich ohne Drehbuch - Gespräche mit ihren prominenten Gäste führt.


Sarah Kuttner ist eine fleissige Frau und hat neben ihrer Fernsehtätigkeit mittlerweile fünf Bücher veröffentlicht. Wobei die ersten beiden Sammlungen ihrer Kolumnen aus der Süddeutschen Zeitung beinhalten. Dann kam "Mängelexemplar", ein Roman, der das Thema Depression thematisiert während sich der Nachfolger "Wachstumsschmerz" mit den Problemen des Erwachsenwerdens auseinandersetzt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich Frau Kuttner längst als Autorin anerkannt und konnte die Ankündigung des neuen Buches kaum erwarten. 

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich schweife sonst zu sehr ab. :-) "180° Grad Meer" erschien. Die Geschichte von Jule, die (kurz gesagt) den Sinn des Lebens sucht und sich auf eine Reise zu sich selbst begibt und dabei diverse familiäre Hürden nehmen muss. Begeisterung. Eventim sagte mir, dass im Februar eine Lesung stattfinden sollte. Vanessa, ihres Zeichens eine ganz liebe Freundin von mir :-), und ich überlegten nicht lange und bestellten Tickets. Zumal wir Frau Kuttner bereits zu "Wachstumsschmerz"-Zeiten gemeinsam gesehen hatten und uns auf einen weiteren unterhaltsamen Abend freuen wollten. Andererseits hofften wir, dass Sarah diesmal entspannter rüberkommen würde. Beim ersten Besuch in der Mayerschen in Düsseldorf (2012) hatten wir einen eher genervt-gestressten Eindruck von ihr. Diesmal aber sollten wir nicht enttäuscht werden. 

"Ich möchte irgendwas für dich sein
am Ende bin ich nur ich selbst"
(Tocotronic)


(Dazu fällt mir ein, dass ich im Zakk noch nie enttäuscht wurde. Alle Lesungen und Konzerte sind mir in guter Erinnerung geblieben. Vielleicht habe ich aber auch etwas verdrängt.) Ausverkauftes Haus. Ganz gut gemischtes Publikum. Der Großteil aber sind Frauen. Oder Pärchen. Über der Bühne irritiert ein sehr großes gerahmtes Porträt der Queen mit einem ihrer Corgys auf dem Schoß. Verwirrung aber nur, wenn man das Buch noch nicht gelesen hat. ;-) Eine intime Runde sind wir also, trotz Zakk-Halle, und genauso geht es auch weiter als die Autorin die Bühne betritt und wir ihr schnell anmerken "die hat Bock". Aber bitte nicht auf nervige Fragen. Zum Beispiel ob sie das Buch wirklich selber geschrieben hat. Und Fotos mit uns will sie im Anschluss an die Lesung auch nicht machen. Signieren ja, aber Fotos dauern immer so lange. So wie sie es vermittelt, wird es humor- und verständnisvoll aufgenommen. Auch wenn vielleicht einige enttäuscht sein mögen. Sarah hält sich an den, von ihr vorgegebenen Fahrplan. Sie liest, schaut das Publikum dabei nicht an (das Licht ist zu grell und unsere Gesichter kann sie von da oben eh nicht sehen) und im Anschluss dürfen Fragen gestellt werden. Gefragt werden darf alles. Aber womöglich lügt sie bei der Antwort. Vor dem Autogramme geben muss sie aber "erst noch eine rauchen."

Sarah Kuttners lakonische Art kommt an. Die meisten Besucher verfolgen ihre Arbeit schon lange - was man während der Fragerunde feststellen kann - und wissen Aussagen einzuschätzen. Wobei sie auch deutlich macht, dass sie Spass daran hat aus ihrem Buch vorzulesen, dieser Auftritt ist mit Sicherheit keine lästige Pflichtveranstaltung. Ein wenig Stolz meine ich auch herausgehört zu haben. Keine Spur von der leicht zickigen Sarah Kuttner von vor ein paar Jahren. Etwa eine halbe Stunde haben die Fragensteller jetzt Zeit - und fragen ihr die schon vermuteten Löcher in den Bauch. Gelogen wird nicht. Und wenn, dann macht sie das verdammt gut. 

Was auf den ersten Blick ein kurzweiliges Buch zu sein scheint, entpuppt sich als spannende und humorvolle Identitätssuche. Sarah Kuttner findet einfach die richtigen Worte und zeigt auch bei ernsten Themen, dass sie nicht auf den Mund gefallen ist. Im Gegenteil. Eine Lesung, die mich extrem gut unterhalten hat. Passend zum Buch eben.



1 Kommentar:

  1. Und beim nächsten Buch gehen wir wieder hin! Der Abend war echt gut! <3

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