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19. August 2014

{finally} Haldern 2014!

 Schön zurück zu sein!

Endlich war es wieder so weit. Mein letztes Haldern Pop Festival lag einige Jahre zurück – umso mehr freute ich mich, dass es in diesem Jahr wieder so weit war. Die Vorfreude war groß, dennoch fuhr ich mit gemischten Gefühlen ins beschauliche Fleckchen Erde namens Rees-Haldern. Immer wieder hörte man, dass die Veranstalter des „Mini-Festivals“ (um die 7.000 Besucher) es strikt ablehnten, das Kartenkontingent sowie das Konzert- und Campinggelände zu erweitern. Doch sollte es tatsächlich noch genauso hübsch, gemütlich und familiär sein wie vor einigen Jahren? Diese Frage kann ich danach überzeugt mit „JA“ beantworten. Es war so wie ich es mir gewünscht habe – und noch viel toller!

Nicht dass man sich in Haldern „nur“ auf eine schöne Zeit mit lieben Menschen freuen kann, nein, denn dieses Festival hat musikalisch einige Überraschungen zu bieten. So gibt es für mich einige persönliche Highlights und wenig Enttäuschungen.

Zu Beginn darf natürlich nicht das Festivalbändchen - Motto in diesem Jahr ist „Merkwürdig anders“, was wieder einmal viel Interpretationsspielraum lässt – und „Datt Blatt“ fehlen. Wie immer werden darin alle Künstler des Festivals vorgestellt. Eine absolut hilfreiche Angelegenheit bei einer so großen Auswahl an Bands und Genres. Übrigens ebenfalls eine Sache in diesem Jahr, die mich durchaus positiv überrascht. Die Vielfältigkeit der unterschiedlichen Künstler. Kennen wir doch das Haldern vornehmlich als Singer/Songwriter-Spektakel, so darf man sich in diesem Jahr auch auf einige handfeste Rock-Teilnehmer freuen.


 Vorfreude am ersten Festivaltag.

Der Haldern-Donnerstag.
Wie immer am ersten Haldern-Donnerstag wird das Spiegelzelt derart gestürmt, dass...ähm... entspanntere Gemüter wie ich es bin (oder sollte ich es langsam nennen?!), draußen bleiben müssen. Ist ja nicht so, dass man sich nicht im Klaren darüber ist, dass höchstens 800 Leute ins Zelt passen. Ich bin trotzdem PRO Spiegelzelt, denn das Haldern wäre nicht das Haldern, wenn man sich das Konzert nicht auch draußen auf einer Leinwand anschauen könnte. Schön, dass auch das Wetter mitspielt und wir vor der Leinwand der Musik lauschen können. So werde ich ganz schnell Fan von The Districts, einer jungen vierköpfigen Band aus Pennsylvania. Ihre Musik erinnert mich an The View, nur ein wenig schrammeliger und rotziger. Seit diesen Tagen schwirrt mir ihr Song „Lyla“ durchs Gehirn und will irgendwie nicht mehr raus – die Jungs haben also gewonnen. Ich bin mir sicher, dass wir noch einiges von ihnen hören werden. Ihre in diesem Jahr erschienene, selbstbetitelte EP kam selbstverständlich mit nach Hause.



Royal Blood traten im Anschluss im Spiegelzelt auf. Royal Blood ist anders. Aber nicht weniger interessant. Oder vielleicht gerade deswegen. Die Briten kommen rockiger daher als ihre Vorgänger von The Districts, bringen einiges an Grunge/Rock mit und die Stimme des Sängers bleibt. Das Debütalbum erscheint am 25. August. Sollte man sich vermutlich zulegen.

Den Abend beschliesse ich mit dem finalen Spiegelzelt-Auftritt von Benjamin Clementine. Womöglich liegt es an der Uhrzeit – es ist gegen 1 Uhr – dass noch genug Platz ist und die Warteschlange nicht über das halbe Konzertgelände steht. Der Mann hat eine Wahnsinnsstimme und erinnert mich stark an James Brown und Otis Redding. Gänsehaut pur! Die Stimmung im Zelt ist jedoch meines Erachtens nicht die beste und die Hitze, die sich unter der kleinen Kuppel gesammelt hat, tut ihr übriges und so verlassen wir den Ort des Geschehens frühzeitig. Schliesslich liegen noch zwei weitere Haldern-Tage vor uns...


 Festivalfrisuren!

Der Haldern-Freitag.
Meinen Freunden ist meine Liebe zum Celtic Punk ausreichend bekannt und so ist klar, dass East Cameron Folkcore gleich am Nachmittag angesehen werden MÜSSEN. Ich hatte mich schon vorher in die elfköpfige Truppe aus Texas verknallt und kann mich endlich live von ihnen überzeugen. Sie sprechen (oder besser: singen brachial) die Dinge aus, die sie ankotzen. Nachzuhören- und lesen in ihren Texten. Da wäre zum Beispiel die Geschichte vom, auf der Bühne angekündigten „Goddamned sheep“ („Sheep Staring At A Gun“).


East Cameron Folkcore haben die Bühne und einen großen Teil des Publikums fest im Griff. Sie geben aber auch alles, singen und tanzen sich in Ekstase und haben eine Menge Spass – trotz ernster und eindringlicher Texte. Eine großartige Band, die all ihre Instrumente beherrscht und uns überzeugend zeigt, wo der Hammer hängt. Mit einigen Folkelementen passen sie auch bestens aufs Haldern, für die, die daran zweifeln sollten.


Happy me.

Der Regen überrascht uns nicht – gehört auch irgendwie dazu. Ich muss zugeben, dass ich ohnehin irritiert bin, einen kompletten Tag nur mit Sonne und Wärme verbringen zu können.

Als Honig die Bühne betreten, hat es sich schon eingeregnet, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Stefan Honig und seine Band haben sich mit Ian Fisher, Hello Piedpiper und Town Of Saints die bestmöglichste Verstärkung mitgebracht und zeigen in einer Dreiviertelstunde eine wunderbare Bühnenperformance, die einer kleinen Party gleicht. An dieser Stelle sei uns allen Honigs neues Album ans Herz gelegt. Es erscheint am 25. August und wird „It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost” heißen.



 Sehr geflasht hat mich dann überraschenderweise All The Luck In The World.
„Never“ beeindruckte mich schon im letzten Sommer in der Trivago-Fernsehwerbung. Dass ausgerechnet diese Band auf einem kleinen alternativen Festival spielen sollte, damit rechnete wohl kaum jemand. Auch diesmal sehen wir das Konzert nicht im Spiegelzelt, was im Nachhinein aber nicht wirklich schmerzt. Tatsächlich gibt es jede Menge jauchzender Teenies, die offenbar ausschließlich wegen dieser irischen Kapelle vor Ort ist?!



Wir jedenfalls stehen zufrieden im Regen vor der Leinwand und ich wage mal zu behaupten, dass die meisten von uns von Bühnenpräsenz und Stimme beeindruckt sind. Die Stimmung scheint diesmal eine andere zu sein als zuvor. Zwischendurch tanzen wir, ein anderes Mal halten wir inne und schauen uns glücklich an. In diesem Moment habe ich wohl zum ersten Mal an diesem verregneten Freitag gedacht „Alles richtig gemacht. Gut, dass wir hier sind.“  (Meine Skepsis hängt vielleicht auch mit dem Bandnamen zusammen. Gut, dass sie mich eines Besseren belehren konnten.)



Noch ein weiteres Mal durchfährt mich ein ähnliches Gefühl, obwohl es mittlerweile wie aus Eimern regnet: Der Auftritt von Sam Smith steht ganz im Zeichen von „oops-passt-der-überhaupt-hierhin-und-wenn-nein-wie-geht-man-damit-um“. Völlig zu Unrecht! Obwohl er mittlerweile durch „Money On My Mind“ einem sehr breiten Publikum bekannt ist, kann er auch die Halderner Festivalbesucher begeistern. Wir zumindest tanzen in Gummistiefeln und Regenjacken mit unseren Schirmen im Matsch. Sam Smith ist einfach übersympathisch und zeigt, dass er einiges draufhat. Ich muss zugeben, dass ich es SO nicht erwartet habe. Der Höhepunkt des Abends ist definitiv „Stay With Me“, mehr geht zu diesem Zeitpunkt nicht.

Der Haldern-Samstag.
Der Samstag startet für mich mit totaler Vorfreude. Obwohl es immer noch regnet. Insofern muss man die Nacht auch schnell beiseite schieben, denn wir sind schliesslich nicht zum Schlafen angereist. Das wird ohnehin völlig überbewertet!


 Festivalbändchen UND LemonAID for life! :)

Die Augustines sind für den Nachmittag angekündigt. Und wie man HIER lesen kann, halte ich seit ihrem Konzert im Mai sehr viel von Ihnen. Aber das Luxor in Köln ist eben keine Festivalwiese mit Singer/Songwriter- und Folkmusik-verwöhntem Publikum, das es lieber ruhig angehen lässt und für Rock'n'Roll nicht offen genug zu sein scheint (jaaa, Kritik!). Leider macht sich das auch bei den Augustines bemerkbar, die wirklich alles geben. Von Anfang bis Ende energetisch – die Stimme des Sängers und Gitarristen Bill McCarthys ist eine Ausnahmeerscheinung mit hohem Wiedererkennungswert. Es scheint, als lebe er seine Songs beim Singen noch einmal durch, mit allen dazugehörigen Emotionen. Ob es eher das opulente „Don't You Look Back“ oder das eingängige „Nothing To Lose But Your Head“ ist, genau DAS ist Rock. Mit eher schweren Texten, die jedoch kein Vergleich zum Vorgängeralbum „Rise Ye Sunken Ships“ sind.

Doch die Stimmung der Band will einfach nicht aufs Publikum überspringen. Vielleicht spielt es auch eine Rolle, dass der Ton scheinbar nicht perfekt eingestellt ist und Bills Stimme von der viel zu lauten Musik übertönt wird. Das hat mich unfassbar geärgert. Denn es ist das erste Mal, dass ich auf dem Haldern in diesem Jahr genau das feststellen muss.
Dennoch hat man den Eindruck als sei die Band glücklich mit ihrem Auftritt. Man weiss ja nie ganz genau, was vorne ankommt. Zum Glück, möchte ich fast sagen. Oder sind sie einfach keine Festivalband? Wie auch immer... Augustines... ihr seid meine Entdeckung des Jahres! :)

Eine völlig andere musikalische Schiene fahren hingegen First Aid Kit aus Schweden. Die beiden Schwestern machen melodiösen Indiefolkpop und treten – ganz im Zeichen ihres aktuellen Albums „Stay Gold“ - in goldenen Kleidchen auf und trällern ein paar ihrer Songs. Ich finde das für eine gewisse Zeit schön und entspannend, kann aber nicht so recht verstehen, warum sie derart gehypt werden. Für mich zu viel Country, zu glatt und zu perfekt inszeniert. Aber für eine halbe Haldern-Stunde sehr schön.

An diesem Nachmittag sind mir noch Money For Rope positiv aufgefallen. Sie erinnern mich an die jungen Mando Diao zu ihren besten Garage-Tagen. Daran mag es liegen. Ich werde auf jeden Fall dranbleiben!






Hozier spielt im Spigelzelt. In diesem Jahr lege ich keinen Wert mehr darauf, dort irgendwie herein zu gelangen. Denn das ist fast unmöglich, wenn man nicht unbedingt zwei Stunden vorher in einer Megaschlange stehen möchte. Also, Hozier wird angeschaut, bewaffnet mit Crepes draußen auf der Leinwand (by the way: Von der Handbrotzeit auf dem Gelände konnten wir alle nicht genug bekommen :-) ). Im Nachhinein finde ich es ein bisschen schade, dass ich nach wenigen Titeln zur Mainstage und damit zu Conor Oberst gewechselt bin. Der irische Musiker Andrew Hozier-Byrne hat mich an diesem Abend zwar nicht gepackt, dabei kann ich mir vorstellen, dass seine Musik nicht gänzlich uninteressant für mich sein könnte. Seit einigen Tagen höre ich vermehrt „Take Me To Church“, gutes Ding.




Wie gesagt, Conor Oberst spielte am letzten Haldern-Abend auf der Hauptbühne. Der Mann, der für mich eigentlich Bright Eyes IST, der ein ungeheures Gespür für Musik und Texte hat und vielschichtig unterwegs war und ist. Vielleicht ZU vielschichtig? Nun steht dort jemand auf der Bühne, dessen Country-Rock (oder wie auch immer man es nennen mag) so dahinplätschert. Nicht vergleichbar mit Bright Eyes. Zu experimentell für meinen Geschmack. Aber seine Stimme ist nach wie vor hörenswert. Rein musikalisch war sein Auftritt für mich leider enttäuschend, da helfen auch die Mädels von First Aid Kit nicht, die ihm auf der Bühne unterstützend zur Seite stehen.

Und dann kommt die Headlinerin: Patti Smith. Das Konzertgelände ist zu diesem Zeitpunkt bestens gefüllt. Alle haben auf sie gewartet, Jung und Alt. Als eine kleine Sensation wurde es gefeiert, dass Patti Smith nach Haldern zurückkehrt. Elf Jahre nach ihrem ersten Auftritt auf dem Alten Reitplatz. Mittlerweile wurde sie in der Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen und das TIME-Magazine kührte sie zu einem der 100 wichtigsten Menschen - sie ist ohne Frage ein Weltstar, bei dem man aber niemals weiss, wie sein Auftritt sein wird. Dass sie stimmgewaltig ist, weiss man, aber auch, dass sie, sagen wir mal, poetische Ergüsse von sich gibt. Und das setzt sie, ohne Frage, auch in Haldern um. Alles wirkt sehr hippieesk. Diese Frau ist ein Stück Rockgeschichte, aber vielleicht doch einen „Hauch“ zu esoterisch. Macht sie sich doch auf der Bühne Gedanken um den Planeten Erde anstatt den Rock'n'Roll, den man erwartet hatte.

Alles in allem war das 31. Haldern Pop ein großartiges Erlebnis.
Es gab vermehrt schöne Momente, Situationen und Songs und ganz viel geniessen.
32. Haldern – ich komme! :-)








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